Basmachi vs. Bolschewiki. Kulturkampf in Ferghana 1917-1922

 Inhaltsverzeichnis

1. Einführung. 2

2. Ursprung der Basmachi in Ferghana. 4

2.1. Das Massaker von Kokand. 4

2.2. Der Islam im kolonialen Ferghana. 6

2.3. Die Revolution bricht in Kokand aus. 8

3. Fazit, qui bono?. 11

Bibliographie. 12

Quellen. 12

Sekundärliteratur 13

 

1. Einführung

Few of the Basmachi leaders seem to have been motivated by the creation of new state order. To the extent they did, the model was the tradition of kingship as it had developed in post-Timurid Central Asia. (Khalid 2015, S. 87)

In der folgenden Arbeit untersuche ich die umkämpfte Staatlichkeit während den Basmachi Aufständen im 20. Jh. (1917 bis frühe 1930er) am Beispiel des Ferghanatals. Abgeleitet vom turkischen Wort basmak, ‘unterdrücken, gegen etwas verstossen’, waren Basmachi in verschiedenen Teilen Zentralasiens die Aufrührer, welche die Regierungen der Bolschewiki bekreigten, aber nicht unterlaufen konnten, sondern bloss blutvergiessend in ihrer Kolonialisierung verzögerten. Die ländliche Bevölkerung, von der die Basmachi stammten, war gezwungen, die schwerwiegenden Konsequenzen der Sowjetpolitik zu erleiden: Zwei aufeinanderfolgende politisch verursachte Hungersnöte und gewaltätige Säuberungs-Kampagnen; hinzu kam eine kommunistische Kulturrevolution, welche beabsichtigte, die traditionelle Lebensweise der Bevölkerung zu begraben.

Die leninistische Staatstradition des 20. Jh. brachte die – in Europa vorher bereits vorhandene – Spannung des sich aktiv gegen die Dominierung jeglicher Religion wehrenden oder mit ihr konkurrierenden säkularen Staatsapparats zum Vorschein. Auf welche Elemente der zentralasiatischen Staatstradition beriefen sich die Basmachi im frühen 20. Jh., um gegen die Säkularisierung anzukämpfen, als ein existenzieller Kampf geführt wurde und die Unabhängigkeit denkbar wurde?

Der Wandel, den die Staatstradition Zentralasiens in der Neuzeit durchlief, zeugt einerseits von den grossen Umwälzungen, die uns in Europa wohlbekannt sind­ – wie dem europäischen Kolonialismus, Sowjetkommunismus und Post-Kommunismus – und andererseits von einer einzigartigen Entwicklung, geprägt von einer synkretistischen politischen Kultur. Ein besonderes Merkmal der vormodernen Staatlichkeit seit der Islamisierung Zentralasiens waren die kulturellen Spannungen zwischen einer islamisch dominant geprägten Politik und allen anderen örtlichen Traditionen, wie dem Zoroastrismus (mit sasanidischen Einflüssen), dem Buddhismus (mit indischen Einflüssen) und vielen weiteren.[1] Auf diese Weise bewährten sich Kulturkämpfe zwischen tranzendentalen, immanenten und schliesslich säkularen Legitimierungsformen auf verschiedenen Ebenen der Gesellschaft vom König bis hin zum Sklaven, zum Beispiel als nach der mongolischen Invasion im 13. Jh. Bärkä Khan zum Islam konvertierte, oder noch bedeutender Tughluq Temür ein Jahrhundert später, oder als Tamerlans Sohn Schāh Ruch die mongolischen Gesetze, die yasa, abschaffte.[2] Wegen der Machtstellung dschinggisidischer Nomaden oszillierte dennoch die Gesetzestradition weiterhin zwischen der islamischen Scharia und gesetzlichen Anomalien und «Innovationen», die mit Bezug auf das mongolische Erbe gerechtfertigt wurden. Könige unterstützten meist mystischere Formen des Islams, mit denen sie aus der Sicht unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen eine bessere Chance hatten, als legitime Herrscher anerkannt zu werden, wie dem Sufismus, der mit dem neoplatonischen Modell charismatischer Herrschaft zusammenspielte.[3] Mit dem russischen und chinesischen Kolonialismus entstand ab dem 17. Jh. eine weitere Dimension dieser Spannungen, diesmal zwischen nicht-muslimischen Imperien und zentralasiatischen Konzeptualisierungen von Herrschaft und Staat, wobei dem Islam eine anti-koloniale Rolle zukam.

Aus den Archiv-, Reiseberichts- und sonstigen übersetzten Quellen sowohl aus russischer als auch aus zentralasiatischer Perspektiven in Malikov 2019 wird ersichtlich, wie im 19. und 20. Jh. Kulturkämpfe in der Politik ausgefochten wurden, und die diversen Vorstellungen, die für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft in diesem Zusammenhang von den Regierungen umgesetzt oder versprochen wurden. Auch beschreiben sie die Praktiken, nach denen die Bevölkerung bishin lebte. Ich werde mich auf die Quellen in Kapitel 8 und vor allem auf Quelle N° 8.5 fokussieren, weil sie aus der Sicht des Geheimdienstes die Geschehnisse von 1917-1922 in Ferghana während den Basmachi-Aufständen schildert und interpretiert.

Der italienische Historiker Marco Buttino gibt die bisher genaueste wissenschaftliche Besprechung der Basmachi-Aufstände und ihrer Entstehung in Ferghana wieder, die mir zur Verfügung steht (mir vorenthalten sind russische und turkische Literatur), jedoch ergänze ich sie durch Chloé Drieus aktuellen Artikel zur russischen Revolution in Turkestan.

Eine Quelle, die mir zur Kontextualisierung dient, ist der übersetzte autobiographische Bericht des russisch abstämmigen Taschkentiers Pavel Stepanovich Nazarov (1890-1942), der in der Mobilisierung gegen die Bolschewiki involviert, aber fortwährend auf der Flucht war und sich in der Bevölkerung verstecken musste. Das aus dem Persischen übersetzte Tagebuch des Muḥammad Sharīf-i Ṣadr-i Ziya (1867-1932) aus Bukhara gibt eine städtisch-muslimische Perspektive wieder, die insofern relevant ist, weil er aus erster Hand die Geschehnisse von 1917 bis 1920 in jener Stadt miterlebt und auf den Seiten 314-360 beschreibt, sowie seine Meinungen zur Basmachi-Bewegung äussert (s. Index des Buchs unter basquchi/basmachi). Ebenfalls in der Gegend war der Lieutenant-Colonel P. T. Etherton (1879-1963), ein Englischer Diplomat in Chinas westlicher Provinz Xinjiang mit einem Auge auf die sich entwickelnde Lage auf der anderen Seite der Grenze. Die Engländerin Annette Meakin (1867-1959) besuchte Kokand auf ihrer Reise durch Asien im Jahr 1902 und notierte Beobachtungen alltäglicher Natur, bevor die Stadt im Februar 1918 teilweise zerstört und die Bevölkerung dezimiert (und anschliessend durch Hungersnot und die davon aufkommenden Krankheiten halbiert) wurde.

2. Ursprung der Basmachi in Ferghana

Während meiner Untersuchung in die Basmachi-Aufstandskämpfer, ihre politischen Motive und den Zeitgeist des frühen 20. Jh. – den religiösen Anforderungen und die Lebensweise der zentralasiatischen Bevölkerung – bin ich auf viele widersprüchliche Aussagen und Motive gestossen, und auf ein rätselhaft unterbeleuchtetes Massaker in Ferghana, das angeblich am Ursprung der Basmachi stehen sollte.[4]

2.1. Das Massaker von Kokand

Ein Massaker weist für uns doch eher auf den Endpunkt als auf den Anfang einer Gemeinschaft hin. Das Nachleben von Massakern wird jedoch animiert sowohl, um Bedeutungsreichtum an der unaustehlichen Tatsache dieses drohenden Endpunktes zu finden, wie auch um Lehren daraus zu ziehen, um ein solches in der Zukunft zu vermeiden.

Die verschiedenen Massaker der Bolschewiki oder auch kolonialen Pogrome Russlands werfen düstere Fragen an ihre Ursachen auf, für die so gut wie nie ein psychologisches oder überhaupt vollständiges Bild der Täter in den Quellen des frühen 20. Jh. gefunden werden kann. Im Massaker von Kokand im Februar 1918 kennt man weder die genaue Opferzahl noch eine genauere Identität der Kokandi-Opfer. Und um die verschiedenen Tätermotive auffassen zu können, scheinen die Quellen nicht genügend Erklärkraft zu bieten.

In der bisher genauesten Besprechung der Basmachi-Aufstände und ihrer Entstehung in Ferghana, akzentuiert der italienische Historiker Marco Buttino die ethnische Dimension des Massakers und zeichnet die diversen Nationalitäten der Täter nach – Kriegsgefangene aus Osteuropa, persischstämmige Rekruten der Roten Armee, viele, die als Wanderarbeiter in Ferghana beim Einsturz der Baumwollproduktion eine Einkommensmöglichkeit suchten, natürlich Russen, aber besonders enthusiastisch und sichtbar die Armenier. Nebst Kommissar Perfilew und den Roten Garden wurde die Dashnak-Miliz auserkoren, eine vorrangige Rolle in Ferghana zu spielen.

In meiner wichtigsten Quelle 8.5 aus Malikov versucht deren Autor, Sokolnikow, der Vorsitzende der Basmachi-Exterminierungskommission, 4 Jahre später dem Zentralkomitee der kommunistischen Partei zu erklären, dass eine Kursänderung stattfinden sollte, weil die bisherige Strategie gegen die Basmachi die Bevölkerung abgeschreckt habe. Besonders die ethnisch-kulturelle Dimension sei vernachlässigt worden und er legt somit die Motive der Dashnaks in Ferghana offen, darauf verweisend, dass deren Ziele nicht kompatibel gewesen seien mit denen der Kommunisten. «When we asked one of the prominent Dashnaks about their participation in the Fergana massacre, he said that he had killed 75 Uzbeks. According to him, these murders satisfied only 50 percent of his personal revenge for the blood of his relatives killed by the Turks.»[5] Auch Buttino verweist auf ähnlich verstörende Rachefantasien: « on raconte que les Arméniens disaient que, quand bien même ils auraient tué toute la population musulmane du Fergana, le nombre des morts serait toujours moins élevé que celui des Arméniens tués pas les musulmans en Turquie ».[6] Eine zur Aussrottung ausrufende Aussage klingt mit einer diametral entgegengesetzten zusammen, als Buttino die von einer Meute angeblich ausgesprochnen Wörter (vom qorboschi Irgash Bek angeleitet) widergibt: «L’heure a sonné pour les Sartes, nommons Irgash comme notre khan, exterminons au Fergana tous ceux qui ne sont pas Sartes[7]

Sokolnikov schreibt, «Dashnaks had complete control of the city for nine days[8] Diese Aussage ist schwer zu widerlegen und deshalb umso fragwürdiger. Wo eine genozidale Stimmung in der Luft liegt, wundert es mich, dass den Kommunisten selber somit weder Schuld noch Motiv angehaftet wird – schliesslich waren sie die Haupträger dieser Stimmung, als der Bürgerkrieg die verrohte Brutalität des 1. Weltkriegs und des Genozids im Kaukasus mimetisch anspornte und das ehemalige russische Reich mit kommunistischen Politiziden durchsät hatte.[9] «Exzisionäre Gewalt», wie S. A. Smith die Gewalt an Menschen nennt, welche die Bolschewiki aus ihrer politischen Gemeinschaft ausgeschlossen sehen wollten, streute sich über den Erdball nach Osten, dem Machtvakuum im ehemaligen russischen Reich hinterhereilend.[10] Die Dekossakisierung fand oberhalb, in denselben Längengraden statt. Das Atu-Massaker März-Mai 1918 war ebenfalls ein zentralasiatischer zugunsten der Bolschewiki und der russischen Siedlerbevölkerung verübter Massenmord. 1920 fand im fernen Ostsibirien, bei Nikolaevsk-am-Amur unter der Führung eines ebenfalls mit Lenin Kontakt pflegenden sogenannten Roten Kommissars ein weiteres verheerendes Pogrom statt, von dem wir wie bei anderen wissen, dass die nun vom Töten brutalisierte Rote Armee das Massaker verübt hatte. An die Voraussetzung einer Promotion waren Kopfzahlen gebunden und die Ideologie des Klassenkampfes versprach dem Tötungskommando-verübenden Ruhm, sowie die Möglichkeit zu vergewaltigen und Beute zu erlangen.[11] Eine absehbare Folge von Politiziden, bei denen es der Führung nie in den Sinn kam, sie zu verhindern, wurde also verursacht wegen, nicht trotz, ideologisch geleiteter Eroberungen – entlang der Strategie des Roten Terrors (die eben im Nachhinein von Sokolnikow 1922 kritisiert wurde, als es in Moskau wegen der Neuen Ökonomischen Politik politisch akzeptabel geworden war, diese zu hinterfragen).

Im Frühjahr 1918 entsandte der taschkentische Sowjet, um Kokand zu belagern, Rote Garden unter der Führung des Kommisar Perfilews, der sich Verstärkung von einer armenischen Miliz und Kriegsgefangenen sowie entmobilisierten Soldaten des 1. Weltkriegs holte.[12] Es folgte eine 3-tägige Schlacht mit Männern aus Kokand und den umliegenden Dörfern, die für die Verteidigung um Hilfe gebeten wurden.[13] Vom 18. bis zum 27. Februar 1918 wurden nach der Bombardierung Kokands schliesslich geschätzt über 14'000 Menschen massakriert und ein Drittel der Stadt wurde zerstört, hauptsächlich die muslimischen Quartiere, unter anderem Bibliotheken, Moscheen und Schreine, wobei armenische Stadtbewohner in einem Rachezug an dem Massaker teilnahmen.[14]


2.2. Der Islam im kolonialen Ferghana

Bei ihrem Aufenthalt 1902 in Kokand berichtet Annette Meakin von achzigtausend Einheimischen oder sarts und dreitausend Russen, die unter dem kolonialen Stadthalter lebten, fünf- bis sechshundert Moscheen und 56 (oder 48) Madresen.[15] Die wichtigsten davon wurden von Kokands Khanen im frühen 19. Jh. um den Bazaar herum gebaut, der das Zentrum der Stadt kennzeichnete und wo die Männer markteten und den Tag verbrachten. Von ihm gingen Strassen auswärts in die Peripherie, wo sich die Frauen der Stadt in ihren Gemächern besuchten und die älteren den Haushalt trieben. Meakin beobachtete sehr wenige ausser Haus, denn sobald eine Frau in den öffentlichen Raum mit Männern in Kontakt kommt, trägt sie eine Ganzkörperverhüllung namens paranji mit einem Kopftuch chachvon, das alles, sogar die Augen, verdeckt (s. Bilder in Malikov S. 224f.). Vor der Kolonisierung war diese Gesamtmontur noch nicht üblich (s. Bild unten), es war wohl eine Art der Abtrennung von den Russen, um die muslimischen Gebote gegen Vermischung, aufrechtzuerhalten. Die Scharia ist das allgemein geltende Gesetz und wurde durch die für Handelsregeln ebenfalls zuständige Sittenpolizei (Muhtasib) befehligt, die mit Peitschen für Ordnung sorgten. Seit der Einführung der russischen Bürokratie, waren nicht mehr Regierungspersonen, sondern allein die Rechtsgelehrten (Qazi, arabisch Qadi) für die Rechtsprechung zuständig und mussten auch das imperiale Gesetz kennen, denn die Scharia war nicht mehr das einzig gültige Gesetz.


Kokands Mode der 1760er Jahre

«Women wrap their heads with colorful silk ornamented with pearl accessories. They wear long, patterned, coarse outer garments adorned with a brocade handkerchief
(Quelle: Hostetler und Wu)

In der Provinz Turkestan, in der sich Kokand befand, wendeten sich andere Ethnien, die als Kazakhen bezeichnet wurden, an andere Rechtsgelehrte, die Biy genannt wurden. Körperliche Strafen wurden Ende des 19. Jh. im imperialen Gesetz abgeschafft, aber Meakin spricht auch von keinen Sklaven in Kokand, da Sklavenaufstände bei der Eroberung die Russen dazu gebracht hatten, Sklaverei in der Region ab 1873 innert Zehn Jahren abzuschaffen, wie Eden argumentiert. Imperiale Gesetze waren jedoch im russischen Verständnis nicht strikt umzusetzen, denn, wie Sartori hervorhebt, war man davon überzeugt, die zentralasiatische Bevölkerung würde sich dem imperialen Gesetz mit der Zeit anpassen. Die Tendenz ging jedoch Richtung Islamisierung. Unter Kaiserin Katerina II (reg. 1762-1796) folgte man sogar ihrer Ansicht, die Islamisierung könne einen Zwischenschritt für jene Völker darstellen, die noch heidnische Einstellungen hatten. Nun waren die Behörden auch bei Muslimen auf anti-russische Ressentiments aufmerksam geworden. Vor allem bei denen, die noch vom Scharia-Regime profitierten.

Bereits in Aufständen vor 1917 taucht der Jihad immerwährend als legitimierender Grund für anti-kolonialistische Konflikte gegenüber den russischen und chinesischen Vielvölkerreichen auf, mit dem Ziel das Scharia-Gesetz, Institutionen der politischen Ökonomie, wie den Waqf (die steuerfreie islamische Almosenstiftung) und traditionelle soziale Verhältnisse aufrechtzuerhalten.[16] Seit den Timuriden spielten sufistische Religionsführer (Scheichs) und die Priesterklasse (Ulama) eine zunehmende Rolle in der Politik und zeigten sich noch immer im frühen 20. Jh. konfrontativ im Handringen gegen die russische Obermacht, vor allem die letzten Timuriden hatten Schreine und Mausoleen, Moscheen und Madresen finanziert und unter Waqf gestellt, um die religiöse Elite enger an sich zu binden. Die politische Ökonomie blieb jedoch an chinggisidische Nomaden ausgerichtet, die z.B. mit dem Titel Tarkhan, der später in den post-timuridischen Khanaten noch existierte, steuerfreier waren als die von Waqf finanzierten Religionsführer, die erst in den Khanaten die komplette Steuerfreiheit erlangten.[17]

Die sukzessiven Staatsreformen der Schahruchiden-Dynasten Narbuta Biy (r. 1770-1799), Alim Khan (ab 1806 findet man in Kokand erst Münzen, die mit «Khan» geprägt sind), und Umar Khan (1811-1822) konsolidierten im Khanat von Kokand die islamischen Institutionen in ganz Ferghana. Umar Khan pochte für seine militärische und kulturstiftenden Ambitionen zwar erneut auf die Abstammung von den chinggisiden Temür (Tamerlan) und Babur, doch pries er sich genauso seine Steuern zu islamisieren und verschaffte den Ulama Macht inner- und ausserhalb des Staates.[18] Almosenstiftungen, Koranschulen und Bewässerungsinfrastrukturen wurden als Projekte fürs Volk umgesetzt, um die Steuerreform anerkennt und legitimiert zu bekommen. Die Post-Timuriden inszenierten sich als Timuriden, doch sie schuffen ein politisches Regime, das den Islam im nächsten Jahrhundert zur höchsten politischen und juristischen Instanz befördern würde. 1902 waren die islamischen Institutionen trotz der Kolonialisierung eng mit den herrschenden Vorstellungen sozialer und politischer Gerechtigkeit verbunden geblieben. Es war undenkbar, die Scharia aufzugeben oder die weibliche Kleiderordnung und die von den Waqf finanzierte Priesterklasse wegzudenken. Umso denkbarer war somit die Unabhängigkeit von den Kolonialregierungen.

2.3. Die Revolution bricht in Kokand aus

In der kurzen Zeit zwischen Meakins Besuch und dem Ausbruch der Revolution waren die Bevölkerungszahlen für Ferghana Jahr für Jahr stark angewachsen, für Kirgisen, Uzbeken und Sarten jeweils um mehr als einen Achtel, einen Fünftel respektive einen Drittel in 14 Jahren, von 1897 bis 1911, während sich die viel höhere Anzahl Russen in Zentralasien insgesamt fast verdoppelte, so dass Ferghana in 1917 2’160’000 Einwohner zählte und die Stadt Kokand ungefähr 120’000. Ferghanas Baumwollproduktion von 1902 bis 1915 war um ca. 213% angestiegen, wobei sie nun 70-90% der Anbaufläche einnahm, was ganz Ferghana von externer Lebensmittelzufuhr abhängig machte.[19]

Mit der Übernahme Kokands durch die Bolschewiki begann eines der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Ferghanas. Die Konfiszierung von Weizen und Baumwolle im Namen des Kommunismus (die später Kriegskommunismus gennante Wirtschaftspolitik) besiegelten einem Drittel der ländlichen Bevölkerung innert Kürze den Hungertod, die auf Hilfe von Aussen angewiesen gewesen wäre. In 1919 waren verglichen mit 1902 nur noch 35% so viele Flächen Baumwollland wie früher. Kokands Bevölkerung betrug 1924 noch 50’338 Bewohner (weniger als die Hälfte) und die Bevölkerung Ferghanas lag in 1923 bei 1'669'000.[20] Hundertausende waren wie vom Erdboden verschluckt.

Sokolnikow schreibt folgendes zum Ausbruch der Revolution in Ferghana nach dem Zusammenbruch des Kolonialen Regimes in der Provinzstadt Taschkent 1917:

Railroad workers, who had in no way been linked with the local population for a long time, brought soviet power to Fergana. Simultaneously, with the emergence of Soviet power in Fergana, a group of Muslim intellectuals, together with the Ulema, convened a congress of Muslim warriors and farmers. This congress elected the government of autonomous Turkestan.[21]

Die Bahnarbeiter waren offenbar nur ein Nebentheater. Die Hauptakteure nennt er mit den politisch-korrekten Begriffen «intellektuellen», «Bauern», die ihnen rückblickend etwas Legitimität verleihen, dennoch waren sie für die Sowjetregierung nur eine zu eliminierende Bande. Sokolnikow argumentiert, dass mit dem Massaker von Kokand das Volk nun glauben mussten, was die Kokand Regierung behauptet hatte, als sie die umliegenden Dörfer, um Unterstützung baten: Die Gegner seien Vergewaltiger, Banditen und gottlose Bolschewisten.

Die oben genannten «Muslim intellectuals» waren eine aus Taschkent geflohene Gruppe von städtischen reformistischen Muslimen. Als die Revolution in der russischen Kolonialprovinz Turkestan ausbrach, nahmen religiös-konservative Politiker in Bukhara die Oberhand. Sie schürten einen Mob gegen Ṣadr-i Ziya und Anhänger der reformistischen Politik, die das Schulsystem und politische Gleichberechtigkeit einführen sollte. Dies kam den Ulama einer Abschaffung der Scharia  gleich. Ṣadr-i Ziya beschreibt, wie dieser Mob ihn und seinesgleichen beschimpfte mit der Bezeichnung «Jadids» (der inoffizielle Name der Reformisten, «die Neuen») und «Yazidis» (eine nicht-islamische Religionsgruppe), bevor er einen mit ihm befreundeten Staatsmann zu Tode prügelte – und ihn selber fast auch. Während Reformisten in Bukhara die Flucht ergriffen oder wie Ṣadr-i Ziya eingesperrt wurden, war Taschkent, das abermals als Sprungbrett der russischen Kolonisierung diente, in die Hände eines linken Sowjets geraten. Dies hatte zur Folge, dass die muslimischen Reformisten aus dieser Stadt nach Kokand flohen, wo sie am 9. Dezember 1917 die «Autonomie» (Turkiston muhoriati) erklärten und einen Staat gründeten.

Am Geburtstag des Propheten, dem 26. Dezember, wurde eine Demonstration von 200'000 Menschen in den russischen Quartieren Taschkents, in die sie überquoll, blutig niedergeschlagen, während sie die ganze Altstadt mit Menschen, die angeblich für den Symboltag der Unabängigkeitserklärung herausgekommen waren, beflutete.[22] Jedoch ist es wahrscheinlich, dass es in Ferghana und ausserhalb verschiedene Interpretationsebenen der Unabhängigkeitserklärung gab, so wie es Ṣadr-i Ziya ebenfalls von dem Manifest, das im April 1917 die liberalen Reformen in Bukhara einläuten soll, berichtet, nachdem es unter die Leute verteilt worden war.[23] Die Reaktionen auf dieses Manifest wie auch auf die Unabängigkeiterklärung waren bei der Ulama-Priesterklasse in Bukhara und Taschkent negativ ausgefallen, weil sie darin die Entmachtung der Scharia sahen. Die Scharia zu erhalten, wurde auch für die Basmachi zum zentralen Element ihrer Forderungen.

Das Massaker von Kokand wird von einigen als Katalysator für die Basmachi-Bewegung erachtet, weil es unmittelbar nach der Unabängigkeitserklärung in Kokand geschehen war. [24] Die künftigen Anführer (qorboschi) der Bewegung in Ferghana und Semireche, Irgash Bek und Madamin Bek verliessen ihre Staatspositionen in Ferghana, letzterer demissionierte nach der Verbrennung des Qurans in Margilan, und sie begannen den Widerstand zu organisieren. Pavel Nazaroff sass im Gefängnis des Sowjets in Taschkent fest mit seinem engen und in Ferghana renommierten Freund Abdul Kaspar, als er berichtet, wie dieser aus dem Gefängnis versteckte militärische Befehle durch Mittelmänner an die Anführer in Ferghana erteilte.[25] Nachdem sie von der Weissen Armee befreit wurden, traf Nazaroff Dschanaid Khan, mit dem er auch bereits befreundet war, einem Mann, der ihn sehr beeindruckte, aber später von seiner turkmenischen Steppe, wo die Basmachi noch bis in die frühen 30er Jahre weiterkämpften, nach Afghanistan zurückgedrängt wurde. Das waren die letzten Widerstände der Basmachi.

Die Basmachi-Bewegung, die nun aber von Taschkent aus in alle Richtungen aufbrach, führte Jihad gegen den sowjetischen Staat, der in ihren Augen, die islamische Staatlichkeit aufgegeben habe. So deklarierte beispielsweise ein offener Brief an Anführer der Basmachi:

Anyone, who joins the sacred fighters of Islam, guarantees his place in Paradise; those, who do not respond to the call of gozi, will be punished with eternal torment in hell. For gozi (great martyrs for the faith), according to Shar’ia, are the first assistants of the prophets in the struggle for Islam. […] More than twenty high-ranking and most spiritual figures of Kabainsk raion affixed their seals.[26]

Die Basmachi bekämpften und erachteten die städtischen Muslimen, vor allem die Reformisten, als genauso feindlich und anti-islamisch wie die Kommunisten.[27] Vielleicht deshalb können die Basmachi-Anführer nicht als Nachfolger der gefallenen Koalitionsregierung in Kokand gesehen werden. Sie benutzten eher das militärische Vokabular des Khanats von Kokand. Khalid (2015, S. 87) kommt zum Schluss:

Few of the Basmachi leaders seem to have been motivated by the creation of new state order. To the extent they did, the model was the tradition of kingship as it had developed in post-Timurid Central Asia. This intense localism had no place for the idea of the nation in it. But if the Basmachi were not “nationalists,” they also did not represent a continuation of the Ulamo Jamiyati and its politics of 1917.

In Ferghanas Bergtälern nahmen Basmachi-Kämpfe auf kleiner Distanz einen Guerilla-Charakter an. Die Kämpfer zogen sich in die Berge zurück und verübten Rachezüge auf kollaborierende Dörfer: «Basmachis killed those natives who helped [the soviets] by burning them alive, frying them in boiling oil, cutting off the ears and noses, and slaying their closest relativesDie Tscheka versuchte Namenslisten von Basmachi-Kollaborateuren zu erstellen und befragte die Bevölkerung, die ihnen etliche «false, fictitious, and absurd names» angaben. Sokolnikow beschreibt, wie lokale Behörden gegen diese Massnahmen protestierten, aber weil die Tscheka sie verdächtigten, Sympathien mit den Basmachis zu hegen, verliessen sie Ferghana und keine der lokalen Behörden wollten mehr zurückkehren. «Fergana became a vicious circle[28]

Im Gefängnis hatte Nazaroff noch gehört, wie Madamin Bek Schwierigkeiten hatte, sich mit den Russen zu verbünden, weil seine Männer zu gewaltätig gegen die russischen Siedler vorgegangen waren.[29] 1919 gingen sie jedoch zu Madamin Bek über und am 8. August gründete er eine militärische Komission für eine liberale Verfassung zusammen mit Ferghanas von Monstrow angeführten aus russischen Siedler bestehenden Bauernarmee. Im Januar 1920 kam erstaunlicherweise ein Gegenprojekt von sowjetischer Seite: Eine Republik der muslimischen Völker von Turkestan, an deren Spitze Madamin Bek kommen sollte. Die Forderungen, die er darauf verabschiedet, beinhalten die Abschaffung des Weizenmonopols und die Erhaltung der Scharia. Auf dem Weg nach Taschkent kommt er in ungeklärten Umständen um. Madamin Bek habe das verbreitete Gerücht, er wolle zum Kahn ernannt werden, abgelehnt, doch die Widersprüche machen es schwierig, wirklich herauszufinden, was nun die politischen Vorstellungen der Basmachi und deren Anführer waren.[30] Das einzige, an dem man sich in den Quellen festhalten kann, ist scheinbar der Islam, der gebraucht wird, um die politischen Forderungen zu signalisieren. Die timuridische Tradition scheint in Ferghana aus den Augen verloren gegangen zu sein. Im selben Jahr entsandte Bukhara im Namen des Khanats Moskau eine letzte offizielle Botschaft, mit der sich Lenin traf und einverständigte, das Emirat anzuerkennen und Bukhara nie mehr zu bedrohen.[31] Ein illusorisches Versprechen, denn im August folgte Bukharas Eroberung und alle ausser eines der Mitglieder der Botschaft wurden auf ihrem Heimweg ermordet: «The fall of the emirate marked the end of the tradition of Central Asian statehood: Bukhara was the last indigenous Central Asian state to fall.» schreibt Khalid (2021, S. 175). Aber stimmt das?

3. Fazit, qui bono?

Im Staat der Timuriden hatte man sich auf die Fürstenspiegel der frühen Mittelperiode des Islams (10. bis 12. Jh.) berufen, welche die Prinzipien verkörperten, die von den Timuriden in ihren politischen Werken übernommen wurden. Auch die im frühen 19. Jh. en masse gedruckten Falsch-Biografien von Timur, die den Gründervater als bestmöglichen Herrscher darstellten, indem die kanonischen Lehren, z.B. eines Nizam al-Mulk, thematisch vermittelt wurden, zeugen den Fortbestand der timuridischen Staatstradition ins koloniale Zeitalter hinein. Unter den wichtigsten Verpflichtungen des Staates zählten für den Vizier der Seldschuken, Nizam al-Mulk, Frömmigkeit, die Almosenspende, die Armen vor Unterdrückern schützen, öffentliche Bauten errichten, Minister bestrafen und begnadigen, welche allesamt im ersten Kapitel seines Fürstenspiegels aufgegriffen werden.[32]

Die zentralasiatische Staatstradition beinhaltete Konzepte sozialer und geschichtlicher Gerechtigkeit und Verpflichtung gegenüber bestimmten Gruppen, zu denen neben den Timuriden noch Nomaden zählten, die nicht alle das Scharia-Gesetz anerkannten. Mit der Islamisierung nomadischer Bevölkerungsgruppen in den Khanaten konnte der Staat an die Scharia als einzige Authorität appellieren, stärkte dadurch aber die religiösen Eliten. Historisch gesehen, nutzte der Staat verschiedene Mechanismen, um die Expandierung der steuerfreien Waqf aufzuhalten. Im Zarenreich scheiterte der Versuch in Ferghana, gegen die verankerte Notion einer «legitimate tax» vorzugehen und «Innovationen», d.h. ausserislamische Steuern, einzuführen oder Waqf zu konfiszieren und zu verstaatlichen.[33] Die Kommunisten hatten versucht, auf einen Schlag den Waqf dort abzuschaffen, hatten aber die Basmachi am Hals und erreichten dadurch nur, ihnen zu mehr Rückhalt zu verhelfen.

Als Lenin die Neue Ökonomische Politik 1921 einführt, ist es im ganzen Reich ein Zeichen für détente. In Ferghana werden islamische Institutionen wieder erlaubt und der Bevölkerung wird zugetraut, Selbstverteidigungseinheiten einzurichten. Im letzten Teil seines Berichts von 1922, warnt Sokolnikow, dass hochrangige Funktionäre die Fortführung der Strafmassnahmen fordern und dass dies den Frieden gefärde. Sicher ist, die Versprechen wurden so oder so von den Kommunisten nie gehalten. 1927, sechs Jahre nach der Einführung der Neuen Ökonomischen Politik, wurden die letzten Waqf in Ferghana verstaatlicht, während ein Klassenkampf gegen «Kulaks» geführt wurde und ein erneuter Kulturkampf gegen den Islam.[34]

Die post-timuridische Staatlichkeit ist mit dem Scharia-Gesetz untergegangen, das kann man wohl sagen. In der Debatte um die zentralasiatischen Nationen redete man jedoch vom Wiederaufleben des «timuridischen» Staates im Sinne eines vereinten uzbekischen Staates, Ferghana, Bukhara und Khiva – und darüber hinaus. Allerdings wollten die aufkommenden politischen Kräfte unter den Kazakhen, Turkmenen, Kirgizen, Tajiken nichts davon hören. Ferghana wurde aufgeteilt, doch bis heute hat Ferghana immer wieder geblutet, wie Sokolnikow sagt.[35] Es bestehen auch nach der Sowjetzeit noch die Ansprüche auf das Scharia-Gesetz und sicherlich die Ansprüche einem der drei Nationalstaaten anzugehören, die ihrerseits auf eine gewisse zentralasiatische Staatstradition pochen.

Für mich scheint nichts klarer, als dass mit den Widersprüchen nicht fertig wird, wer nicht die tiefe Staatstraditionen kennt und die darin enthaltenen Lösungsansätzen und Konfliktpotenziale.

Bibliographie

Quellen

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Ṣadr-i Ziyāʼ, Muḥammad Sharīf-i Jān Makhdūm: The Personal History of a Bukharan Intellectual. The Diary of Muḥammad Sharīf-i Ṣadr-i Ziya, übers. Rustam Shukurov, Leiden 2004.

 

Sekundärliteratur

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[1] Siehe La Vaissière.

[2] Siehe Levi und Ron, Quelle 26.

[3] Siehe Gommans und Huseini.

[4] Der Zusammenhang wird bereits ab 1922 von Sokolnikov gemacht: 1. Malikov 8.5, S. 176; 2. Etherton, S. 154; 3. Buttino 196; 4. Malikov, S. 166; 5. Drieu S. 199.

[5] Malikov 8.5, S. 176.

[6] Buttino, S. 209.

[7] Ebd. Die «Sarten» umfassten die gemischte turkstämmig-iranische sesshafte Bevölkerung vieler Städte und Siedlungen, von denen in der kolonialen Ethnografik die turkstämmigen Uzbeken, iranischen Tadjiken und Semiten unterschieden wurden. Siehe Abaschin.

[8] Malikov 8.5, S. 176.

[9] Vgl. Pianciola 2020.

[10] Smith, S. 382.

[11] Siehe Mazard; für das Atu-Massaker: Kamalov.

[12] Etherton, S. 154; Drieu, S. 199.

[13] Malikov 8.5, S. 175.

[14] Etherton, S. 154, will sich auf in der Pravda erschienene Zahlen basiert haben. Es ist unklar, worauf sich Drieu mit der Zahl 10'000 basiert. Die Rolle der Armenier: Buttino, S. 207f.; und die der Kriegsgefangenen 210ff.

[15] Meakin, S. 251 ff., auf S. 82 sind es 48 Madresen.

[16] Siehe z.B. Levi und Ron 50, S. 276 «jihad against the Chinese» (1826-27); Malikov 6.1, S. 123f. «start a jihad» (1898).

[17] Siehe Szuppe; Eden, S. 35; Levi und Ron 49 erwähnt Tarkhan.

[18] Siehe Levi, bes. S. 108ff.; Babur. Als Gründer des Mogulreichs schreibt Babur in seiner allerweltbekannten Autobiographie sehnlich von Ferghana.

[19] Malikov, S. 91; Umarovich, S. 19; Bottino, S. 218. Auch für die Informationen im nächsten Paragraphen.

[20] Etherton zufolge hatte die Pravda eine höhere Zahl von 900'000 Toten geschätzt. Eine unbekannte Zahl waren auch in benachbarte Länder geflohen.

[21] Malikov 8.5, S. 175.

[22] Drieu, S. 199.

[23] Ṣadr-i Ziya, S. 325.

[24] Der Zusammenhang wird bereits ab 1922 von Sokolnikov gemacht: 1. Malikov 8.5, S. 176; 2. Etherton, S. 154; 3. Buttino 196; 4. Malikov, S. 166; 5. Drieu S. 199.

[25] Nazaroff, drei Befehle auf S. 17.

[26] Malikov 8.2, S. 169, scheinbar wurde dieser Brief aus der Gegend des Baikalsees entsandt.

[27] Siehe Zitate in Khalid 2015, S. 56-89.

[28] Für Zitate im Paragraphen, siehe Malikov 8.5, S. 178f.

[29] Nazaroff, S. 22-23.

[30] Buttino, S. 215f.

[31] Ṣadr-i Ziya, S. 322, Fussnote 834.

[32] Szuppe, S. 211f.; Marlow; Levi und Ron 44; Al-Mulk.

[33] Malikov 4.4, S. 86.

[34] Malikov 8.5, S. 180ff.; Khalid 2021, S. 220.

[35] Khalid 2021, S. 210ff. Malikov 8.5, S. 182, der letzte Satz: «Fergana is bleeding